Feste oder beste Freunde

Feste oder beste Freunde? Gibt es platonische Liebeswirren mit Happy End?

Es gibt selten Themen, über die man so wunderbar leidenschaftlich diskutieren kann. Solange es hypothetisch bleibt jedenfalls. Die Meinungen, ob die Geschlechter einfach nur echte unschuldige Zuneigung für einander empfinden können, gehen meist diametral auseinander. Bleibt nicht doch immer eine/r auf der Strecke?

Vor 25 Jahren brachte Billy Crystal es im Kult-Streifen „Harry und Sally“ aus dem Jahr 1989 folgendermaßen auf den Punkt:

„Männer und Frauen können keine Freunde sein, denn der Sex kommt ihnen immer wieder dazwischen.“

Und wie die meisten Damen widerspricht Meg Ryan leidenschaftlich. Erst einmal. Als die beiden am Ende zahlloser neurotischer Irrungen und Wirrungen im Großstadtdschungel von New York City endlich doch als Pärchen zusammenfinden, bleibt man etwas ratlos zurück. Waren sie je einfach nur Freunde? Hätten sie ihr Leben lang best buddies sein können?

Kommt darauf an, wen sie fragen. Die fiktiven Charaktere können zu Beginn unterschiedlicher nicht sein. Doch die Kumpels gehen mit einander durch dick und dünn und dann springt der Funke doch noch über. Und zwar gewaltig. Realistisch oder doch schlicht Hollywood-Kitsch?

„Großartig, eine Frau als Freund. Ich glaube, du bist die erste attraktive Frau in meinem Leben, mit der ich nicht schlafen will.“ meint der Protagonist im Verlauf. Kann das starke Geschlecht nur dann mit Damen eine platonische Beziehung führen, wenn sie ihm nicht gefällt?

Das sagen Herr und Frau Österreicher

Das Volk hat gesprochen: Die Mehrheit glaubt jedenfalls durchaus an diese Möglichkeit, besagt eine Studie der Partneragentur ElitePartner. Wobei: Ja, auch hier ist er einfach nicht zu übersehen, der „kleine“ Unterschied: Single-Ladys können sich eine derartige Konstellation durchaus vorstellen, liierte Herren eher nicht.

Ganze 82 Prozent der befragten Single-Ladies waren der Ansicht, dass das Geschlecht eines Kumpels keinerlei Rolle spielt. Am wenigsten stehen liierte Männer hinter dem Konzept – nur 66 Prozent können sich einen weiblichen BFF vorstellen.

Spielregeln

Vor allem Singles und Frauen sehen eine ungleichgeschlechtliche Freundschaft nicht als unrealistisch an. Aber: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Sehenden Auges in den Herz-Schmerz rennt keiner gern. Daher müssen Rahmenbedingungen her: Eine wichtige Voraussetzung: Es dürfen von Anfang an keinerlei Gefühle oder sexuellen Spannungen im Spiel gewesen sein. Männer hingegen glauben oft, es genüge, wenn beide in einer Partnerschaft sind oder zumindest körperlich auf Abstand bleiben.

Die typischen Geschlechterrollen scheinen sich langsam aber sicher aufzulösen, denn noch vor wenigen Jahren haben noch weniger Herren eine derartige Beziehung für realistisch gehalten.

Die kleinen Unterschiede

Heute findet man Freundschaften zwischen Mann und Frau nicht nur häufiger, sie erweisen sich auch immer öfter als durchaus bereichernd für alle Beteiligten. Die Protagonisten scheinen aber weiterhin unterschiedliche Ansprüche zu haben: Während das „starke Geschlecht“ eher die praktischen Seiten schätzt, legen die Ladies mehr Wert auf Vertrauen, emotionalen Austausch und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Romantik als No-Go

Dealbreaker Nummer Eins sind romantische Gefühle. Wer nicht hinter dem Konzept einer platonischen Beziehung zwischen den Geschlechtern steht, geht meist davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis romantische Gefühle aufkommen. Vor allem Solo-Herren sehen das so, während Frauen die Eifersucht des eigenen Partners als größtmögliches Problem sehen.

Boy meets Girl: Der Beginn einer unmöglichen Freundschaft?

Also am besten gar nicht erst probieren? Wer es schon versucht hat, weiß, ja es kann knifflig werden, Auch wenn auf den ersten Blick nichts dagegen zu sprechen scheint. Männlein und Weiblein mögen einander, aber der Funke springt einfach nicht über. Dann bleibt man eben einfach befreundet, mag da manch Unbedarfter denken, der keine persönlichen Erfahrungen auf dem Gebiet hat. Denn: Es wird sehr oft kompliziert. Beide müssen wirklich desinteressiert an mehr sein.

 „Friendzoned“?

Friendzone Was tun?

Oje! Meist landet eine/r sonst in der nicht wenig gewünschten „Friendzone“. Da will man meist absolut nicht hin: Dieser rein platonische Status zwischen zwei Personen, in der sich die eine eine romantische oder sexuelle Partnerschaft wünscht und die andere aber nicht. Eine/r verliebt sich – meist während des Dating-Prozesses –  in den anderen und wünscht sich mehr, die andere Person entwickelt hingegen keinerlei Gefühle und möchte, dass das Verhältnis nicht über die „Friendzone“ hinausgeht. Wer die Grenzen der Freundschaft überschreitet, läuft stets in Gefahr, dass diese ein für alle Mal in die Brüche geht.

Wo die Liebe hinfällt…

Andererseits: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Ja, es ist eine Gratwanderung. Kann funktionieren oder total in die Hose gehen. Ob es einen Versuch wert ist, zeigt sich meist erst im Nachhinein. Zu beachten gibt es – je nach Konstellation – allerdings doch das eine oder andere Detail.

Freundschaft von Mann zu Frau

Männer können meist eher damit umgehen, wenn aus der besten Freundin die feste Freundin wird. Oder auch die Liebe nicht erwidert wird. Ja, es soll Heerscharen von Herren geben, die heimlich in eine befreundete Frau verliebt sind, ohne dass sie unendlich leiden. Sie erkennen und akzeptieren oft leichter, dass nie mehr daraus werden wird. Sie können die Enttäuschung überwinden und weiterhin an der platonischen Freundschaft arbeiten.

Freundschaft von Frau zu Mann

Das “schöne Geschlecht“ wiederum, sieht die Sache nicht selten unter dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Eine Option auf mehr steht vom ersten Moment an nicht einmal im Ansatz zur Debatte. Aber: Es kommt vor, dass sie sich durchaus wünscht und vorstellen kann, dass sich eine Bekanntschaft zu einer Liebesbeziehung entwickelt. Freundschaft als Umweg sozusagen wird in Kauf genommen und das Zögern des Mannes vorübergehend akzeptiert.

Als dauerhaftes Konzept funktioniert die Frau-Mann-Freundschaft für die Ladies meistens aber nur dann, wenn sie sich gar nicht für ihr Gegenüber interessiert. Der klitzekleinste Hauch Begierde reicht meistens schon, um die Konstellation ein für alle Mal zu gefährden.

Wir können doch Freunde bleiben…

Was man sehr oft vom Ex-Partner nicht hören will, kommt auch selten gut an, wenn eine Frau sich in einen Freund verliebt. In diesem Fall hat die Freundschaft längerfristig so gut wie keine Chance, weil Frauen emotionale Enttäuschungen fast nie so verarbeiten können, dass sie die platonische Beziehung uneingeschränkt aufrechterhalten können. Wer es aber schafft, die tiefen Gefühle ohne gröbere Wunden zu überwinden, kann durchaus ohne dauerhafte Beeinträchtigung aussteigen.

Als zweimal überlegen, aber nicht völlig ausschließen, ob man gegengeschlechtliche Freundschaften schließen will. Immerhin sind Freundschaften grundsätzlich sehr viel beständiger als Liebesbeziehungen – und nicht selten wertvoller.

 

 

Bild 1: unsplash.com © Helena Lopes (CC0 1.0)

Bild 2: undplash.com © Taylor Grote (CC0 1.0)


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